Berliner Immobilienmarkt: Wenn Ideologie auf Realität trifft
Berlin wollte es besser machen. Gerechter, sozialer, bezahlbarer. Statt Investorenlogik und freier Markt sollten Regulierung, Mietendeckel und Enteignungsdebatten das Ruder übernehmen. Heute, einige Jahre später, steht die Hauptstadt vor einem Scherbenhaufen: Wohnraum fehlt an allen Ecken, Bauen ist nahezu zum Erliegen gekommen, Investoren ziehen sich zurück – und Mieter zahlen am Ende trotzdem mehr.
Der politische Wille – gut gemeint, schlecht gemacht
Kaum eine Stadt in Deutschland hat in den letzten Jahren so offensiv in den Immobilienmarkt eingegriffen wie Berlin. Der Mietendeckel war dabei nur das prominenteste Symbol. Trotz rechtlicher Warnungen wurde das Gesetz durchgedrückt – und später vom Bundesverfassungsgericht kassiert. Das Ergebnis? Verunsicherung auf allen Seiten. Mieter hofften vergeblich auf dauerhaft sinkende Mieten, Vermieter hielten Investitionen zurück, und Neubauprojekte wurden auf Eis gelegt.
Auch die Diskussion um Enteignungen – besonders im Rahmen der „Deutsche Wohnen & Co enteignen“-Kampagne – sendet ein fatales Signal: Eigentum ist in Berlin politisch nicht willkommen. Dabei bräuchte die Stadt genau das Gegenteil: mehr privaten Wohnungsbau, mehr Kapital, mehr Vertrauen in verlässliche Rahmenbedingungen.
Bürokratie statt Baukran
Selbst wer in Berlin bauen will, scheitert oft nicht am Geld, sondern an der Verwaltung. Die Genehmigungsprozesse sind zäh, unübersichtlich und personell unterbesetzt. Laut aktuellen Daten liegt die durchschnittliche Bearbeitungszeit für eine Baugenehmigung bei über 12 Monaten – Tendenz steigend. In einigen Bezirken wartet man bis zu 18 Monate, bis überhaupt eine Rückmeldung kommt.
Hinzu kommt ein Wirrwarr aus Landesbauordnung, Milieuschutzgebieten, Bebauungsplänen und politischen Vorgaben, die regelmäßig angepasst werden. Das Planungsrisiko ist hoch, die Unsicherheit groß – für viele Entwickler ein K.o.-Kriterium.
Neubau bricht ein – Wohnungsnot bleibt
Während der Bedarf an Wohnraum in Berlin kontinuierlich steigt, sinken die Fertigstellungen. 2024 wird die Zahl der neu gebauten Wohnungen voraussichtlich deutlich unter dem Bedarf liegen. Die Gründe: steigende Baukosten, teure Nachhaltigkeitsauflagen, langwierige Prozesse – und eine politische Stimmung, die Investitionen eher verhindert als fördert.
Die Folge: Wohnraum verknappt sich weiter, die Preise steigen trotz aller Regulierung. Laut aktuellem Stand liegt die durchschnittliche Kaltmiete bei Neuvermietungen in beliebten Bezirken bereits wieder bei 13–16 Euro/m², mit stark steigender Tendenz in gut angebundenen Lagen. Von bezahlbarem Wohnen kann keine Rede mehr sein.
Ein Markt braucht Vertrauen – und Spielraum
Natürlich braucht ein Immobilienmarkt Regeln. Mieterschutz ist wichtig, soziale Durchmischung auch. Aber was Berlin derzeit praktiziert, ist kein Ausgleich – es ist ein systematisches Misstrauen gegenüber Investoren, Eigentümern und Bauträgern. Dabei wären genau diese Akteure entscheidend, um die Wohnungsnot zu lindern.
Was es braucht, ist ein Umdenken: Planungssicherheit statt Aktionismus, schnelle Verfahren statt politischer Symbolpolitik, Anreize statt Drohkulissen. Berlin hat das Potenzial – aber die Stadt steht sich selbst im Weg.
Fazit: Realität schlägt Ideologie – immer
Der Berliner Immobilienmarkt ist kein Labor für politische Experimente. Die Realität lässt sich nicht dauerhaft ignorieren: Wohnraum entsteht nur durch Bau – nicht durch Debatten, Moralforderungen oder juristische Winkelzüge. Wer wirklich will, dass Wohnen in Berlin bezahlbar bleibt, muss Investitionen ermöglichen, Genehmigungen beschleunigen und klare, verlässliche Rahmenbedingungen schaffen.
Alles andere ist gut gemeint – aber schlecht gemacht.

Kommentar hinzufügen
Kommentare